Teil 1 der Serie „Bau Nachhaltigkeit ein!“- Wie Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) im (Sport-) Unterricht umgesetzt werden kann
Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) ist der Grundbaustein, um eine nachhaltige Entwicklung anzutreiben. Nur mit Bildung für nachhaltige Entwicklung können komplexe Herausforderungen bewertet, bearbeitet und gelöst werden. Doch wie BNE in den (Sport-) Unterricht einbauen?
In unserer neuen, dreiteiligen Serie „Bau Nachhaltigkeit ein!“ beleuchten wir die Umsetzung von BNE aus verschiedenen Perspektiven. Heute starten wir mit den Arbeitsweisen und didaktischen Prinzipien, damit auch du BNE in deinem (Sport-) Unterricht optimal einbauen kannst!
BNE „lehren“?
BNE zielt auf Kompetenzvermittlung ab, die besondere Rahmenbedingungen voraussetzt. Kompetenzen können allerdings nicht einfach so von der Lehrperson oder dem/der Übungsleitenden überbracht und vermittelt werden. Die Lernenden müssen Kompetenzen selbstständig weiterentwickeln. Daher wird Selbsttätigkeit und Reflexivität für BNE vorausgesetzt. Dementsprechend muss auch die Lernumgebung angepasst werden. Diese soll selbstorganisiertes und projektorientiertes Lernen zu- und verwirklichen lassen.
Der Mensch, sei es Kind, Jugendlicher oder Erwachsener, der in dieser Umgebung lernt, muss Zusammenhänge erkennen können und sich selbst als betroffener Teil des Prozesses wahrnehmen. Das ebnet den Weg zu einem kritischen, produktiven, kreativen und wirksamen Auseinandersetzen und Agieren. In dieser Lernumgebung gibt es in der Fachliteratur didaktische Prinzipien und Ansätze. Gesprochen wird bei diesen Ansätzen von einer Visionsorientierung, einer Handlungs- und Reflexionsorientierung, von entdeckendem Lernen, Zugänglichkeit, Partizipationsorientierung sowie von Lernen, das sozial, selbstbezogen und methodenorientiert erfolgen muss.
Perspektivenwechsel und praktische Zusammenhänge
Bildung für nachhaltige Entwicklung muss auf diese didaktischen Prinzipien eingehen und darauf zurückgreifen. Das Lernen an unterschiedlichen Orten mit beispielsweise direkten Begegnungen hilft, Teilkompetenzen der Gestaltungskompetenz wie in etwa antizipierendes Denken und Empathie zu entwickeln. Individuen können im interkulturellen Kontext lernen, verschiedene Perspektiven einer nachhaltigen Entwicklung (oder auch einer nicht nachhaltigen Entwicklung) wahrzunehmen und aufgrund der neugewonnenen Informationen, bedingt durch den Perspektivenwechsel, zu analysieren (Heinrichs et al. 2011: 121f.).
Bildung für nachhaltige Entwicklung muss somit auch ihren Platz in formalen als auch non-formalen Lernsettings in Schulen, Universitäten, Sportvereinen und Sportstätten finden. Bildungsinhalte, Lehrmaterialien sowie schulische und universitäre Lehrpläne müssen auf die Aspekte der Bildung für eine nachhaltige Entwicklung eingehen und angepasst werden. Themen für Lehrveranstaltungen und Kurse müssen ebenso adaptiert werden wie Ringvorlesungen, Aktionswochen und Exkursionen. Nur so kann es zu einer flächendeckenden Berücksichtigung der Nachhaltigkeitsaspekte kommen. Ebenso in Schulen soll im Sinne der Bildung für nachhaltige Entwicklung versucht werden, Wert auf interdisziplinäres und vernetztes Denken und fächerübergreifenden und projektorientierten Unterricht zu legen. Außerschulische Lernorte sollen helfen, praktische Zusammenhänge zu verstehen.
Partizipation und Kooperation
Partizipation, also die Teilhabe an Entscheidungsprozessen und Kooperation sind weiters wesentliche Aspekte für BNE im (Sport-)Unterricht. Wenn die Kinder, Jugendlichen oder Erwachsenen in die Thematik von Nachhaltigkeitsproblemen einbezogen werden und sich mit der Thematik identifizieren können, steigt von Grund auf die Bereitschaft, sich kompetent, eigenständig und intensiv damit auseinanderzusetzen. Dadurch fällt das Lernen leichter und motiviert. Partizipation ermöglicht es, Projekte zu gestalten, die in der Praxis und in der Lebenswelt anschlussfähig sind und liefert dadurch einen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung.
Innovative Lernsituationen
Dies ist beispielsweise in Schulen möglich, indem gemeinsam Regeln für den verantwortungsvollen Umgang mit natürlichen Lebensgrundlagen erstellt werden und diese in die Praxis getragen werden. Das kann die Einrichtung eines nachhaltigen Schulbuffets sein oder Anschaffung von nachhaltigem Sportmaterial.
Die klare Rollenverteilung von Lernenden und Lehrenden verblasst dadurch zunehmend, da die erforderlichen Kompetenzen wie erwähnt nicht gelehrt, sondern ausschließlich eigenständig weiterentwickelt werden können. Diese innovative Lernsituation führt wiederum zu einer Weiterentwicklung von Selbstwirksamkeitserfahrungen. Das Einbeziehen fördert die Anwendung der eigenen Handlungsfähigkeit.
Damit Kompetenzen für die Behandlung von globalen Herausforderungen auch optimal weiterentwickelt werden können, braucht es didaktische Prinzipien und entsprechende Arbeitsweisen.
Mit den obengenannten Punkten bist du bereits einen Schritt weiter, um BNE erfolgreich in deinen (Sport-)Unterricht oder Sportkurs einzubauen!
Viel Spaß beim Umsetzen!
Julia von move4sustainability
Über die Autorin:
Julia Wlasak ist Vollblut-Sportlerin. Sie blickt auf umfassende Erfahrung im Schul- und Hochschulbereich zurück und wundert sich, warum Sport so wenig Aufmerksamkeit im Nachhaltigkeits- und BNE-Kontext bekommt. Deswegen gründete sie im Dezember 2019 move4sustainability.
Weiterführende Informationen:
Heinrichs, H., Kuhn, K. und Newig, J. (Hrsg.) (2011): Nachhaltige Gesellschaft. Welche Rolle für Partizipation und Kooperation? Wiesbaden.
Künzli David, C. (2007): Zukunft mitgestalten: Bildung für eine nachhaltige Entwicklung - didaktisches Konzept und Umsetzung in der Grundschule. Bern
Wlasak, J. (2017): Get moving, Sustainability! Innovative Lehre von Nachhaltigkeit im Bewegungs- und Sportunterricht der Oberstufe. Graz. URL: http://unipub.uni-graz.at/obvugrhs/content/titleinfo/1770369
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